Unternehmensvisionen sind «en vogue». Wir finden sie in zahlreichen Firmenpräsentationen, in den Geschäftsberichten und auf den Websites vieler Unternehmen.

Doch, eine Vielzahl der Visionen, die als solche verkauft werden, sind keine. Meistens, weil sie keinen Zustand in der (fernen) Zukunft beschreiben, sondern bloss festhalten, was heute in der Gegenwart bereits für Kunden getan wird.

So heisst es beispielsweise: «Wir stellen bei jedem Projekt unser Know-how und unsere Beharrlichkeit unter Beweis, wodurch wir zur Zufriedenheit und Treue unserer Kunden beitragen.» Diese reale Vision eines grossen IT-Dienstleisters steht exemplarisch für die Mehrheit an Aussagen, die nicht von der Zukunft, sondern von der Gegenwart sprechen. Und das ist falsch!

Eine gute Vision (lesen Sie dazu auch einen älteren Blogbeitrag) lässt sich demnach wie folgt zusammenfassen:

Wenn wir nun wissen, was eine Vision ist (und was nicht), so stellt sich dennoch die Frage, WIE kann ein Führungsteam in einer Organisation eine inspirierende und ambitionierte Vision finden und aufs Papier bringen?

Dazu hat sich folgendes «5 Schritte-Programm» in der Praxis bestens bewährt.

Schritt 1: Was bringt uns die Zukunft?

Nachdem sich unsere zu entwickelnde Vision zwingend in der Zukunft abspielt, müssen wir uns auch mit der Zukunft eingehender befassen. Denn diese «allgemeine» Zukunft wird unsere eigene Zukunft beeinflussen. Ob wir das wollen, oder nicht. Ziel ist allerdings nicht, die Zukunft vorauszusagen, sondern uns vielmehr ein Bild möglicher Zukunftsentwicklungen zu machen und uns darauf aufbauend mögliche Zukünfte in Szenarien auszumalen. Je besser unsere Zukunftsszenarien sind, desto besser und schneller werden wir uns – bei Bedarf oder antizipativ – an sie anpassen und damit die Zukunft erfolgreich meistern können.

Schritt 2: Welche Chancen haben wir in der Zukunft?

«Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.»


Eine gute Vision muss herausfordernd und ambitioniert sein. Gleichzeitig darf sie nicht utopisch sein. Sie muss also – auf der Grundlage Ihrer heutigen Stellung – realistisch denkbar sein.

Realistisch denkbar ist sie dann, wenn sie auf bereits vorhandenen strategischen Grundlagen aufbaut. Es macht also sehr viel Sinn, die Zukunfts-Vision auf dem aufzubauen, was bis heute bereits erreicht wurde und die dort vorhandenen Stärken gezielt weiter auszubauen. Sie bilden alsdann eine Säule Ihrer Zukunftschancen.

Die andere Säule ergibt sich aus den allgemeinen Geschäftschancen der Zukunft in dem Markt, in welchem Sie tätig sind. Diese Analyse haben Sie bereits im Schritt 1 vorgenommen. An dieser Stelle kombinieren wir die Zukunftschancen mit unseren Stärken und bilden daraus mögliche, attraktive Zukünfte für unser Unternehmen, für unsere Organisation.

Ihre Zukunftsvision baut allerdings nicht nur auf dem auf, was Sie und Ihr Unternehmen heute schon wissen und können. Selbstverständlich werden Sie in Zukunft viele neue Fähigkeiten lernen und entwickeln müssen, um zukunftsfähig bleiben zu können. Wenn Sie dazu jedoch auf Ihren Stärken aufbauen, wird es Ihnen einfacher fallen

Schritt 3: Verfalldatum der Vision festlegen

Die Erfahrung zeigt, dass eine wirkungsvolle Vision in der Regel mindestens 5 Jahre in der Zukunft liegen muss. Ein Zeitraum von 5 bis 10 Jahren ist in den meisten Fällen ideal.

Weiter darf die Vision keinesfalls aus der Gegenwart (und der Vergangenheit) extrapoliert werden, sondern muss – zwar basierend auf den Erkenntnissen aus den Schritten 1 und 2 – neu kreiert werden können. Das gelingt nur, wenn wir uns einen Zeitpunkt weit in der Zukunft vorstellen, der sich sicher unserem sonst üblichen Planungshorizont (und «Planungsreflex») entzieht.

Legen Sie also – bevor Sie mit der Erarbeitung der eigentlichen Vision beginnen – ein konkretes Erfüllungsdatum – also, z.B. 30. Juni 2025 – fest.

Schritt 4: «Visioning» mit der Vision-Map

«Wir überschätzen regelmässig, was wir in kurzer Zeit erledigen können. Gleichzeitig unterschätzen wir, was wir auf lange Sicht hin verändern können.»


Frage ich Sie, «wie sieht Ihr Unternehmen, Ihre Organisation am 30. Juni 2025 aus?», dann sind Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit überfordert. Entweder es fällt Ihnen auf diese riesengrosse Frage nichts Schlaues ein, oder, Ihre Antworten sind zu allgemein und damit völlig austauschbar. Aus diesem Grund müssen wir die Vision in verdaubare Happen aufteilen und klar strukturieren. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit der Vision-Map.

Sie besteht aus 8 Einzelfragestellungen. Jede dieser Fragestellungen wird in einem ersten Durchgang einzeln bearbeitet und erst im zweiten und in späteren Durchgängen werden die Fragestellungen zueinander in eine enge Beziehung gesetzt und auf ihre Plausibilität hin geprüft.

Die Vision-Map erarbeiten Sie idealerweise mit Ihrem Team in einer Kreativ-Session (dem eigentlichen «Visioning») und in intensiver Auseinandersetzung mit den einzelnen Fragestellungen. Die Map beinhaltet das Rohmaterial für die spätere Vision. Ist die Vision einmal ausformuliert, so kann auf sie weiter verzichtet werden.

Schritt 5: Vision ausformulieren

Am Schluss gilt es, die Vision-Map in einen Prosatext (idealerweise sogar in eine Geschichte) zu bringen. Dieser Text der Vision umfasst in der Regel eine bis mehrere A4-Seiten und beginnt am besten mit…

«Heute ist Montag, der 30. Juni 2025, …».

Damit wird klar gemacht, dass wir uns bei der Vision in der Zukunft befinden und, dass wir einen ganz spezifischen Zeitpunkt ins Auge fassen.

Aus dem Visionsstext leiten Sie idealerweise auch noch eine Kurzform (einige wenige Worte bis zwei, drei Sätze) ab. Diese lässt sich einfacher merken und im ersten Schritt auch einfacher kommunizieren. Zusätzlich zur Lang- und Kurzform können Sie Ihre Vision auch in ein Bild übersetzen (lassen) oder beispielsweise daraus ein Video produzieren. Der Kreativität sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt.

White Paper Leitfaden

In meinem gleichnamigen White Paper «In 5 Schritten zu einer inspirierenden und ambitionierten Vision» beschreibe ich das Vorgehen zur Schaffung einer Vision in der Form eines praktischen Leitfadens.

Hier laden Sie sich den Leitfaden runter.

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