Roger Zedi stellt heute im Tagi fest, dass die POST-PC-Ära und damit der schnelle Niedergang des Personal Computers eingeläutet ist. Müssen wir IT-KMU jetzt unsere Unternehmens- und Produktstrategien revidieren und neue Strategien entwickeln?
Wenn unsere Strategien direkt auf Produkten oder Technologien basieren, dann wird das so sein. Das heisst, wir müssen unsere Strategie und unsere daraus resultierenden Lösungen an die neuen Generationen von Endgeräten (Tablet Computers, Smartphone, usw.) anpassen und einen grossen Entwicklungsaufwand betreiben. Wenn wir damit fertig sind und uns die strategische Transformation gelungen ist, dann sind wir aber nicht viel weiter als heute auch. Wir sind mit unserer Software, Hardware und unsere Dienstleistungen strategische gesehen immer noch abhängig von den Plattformen, auf die wir als IT-KMU wenig bis keinen Einfluss haben. Wir sind in dieser Beziehung also „Getriebene“ statt „Treiber“ unserer eigenen Entwicklung.
Wenn wir unsere Unternehmensstrategie, und davon abgeleitet auch unsere Angebote, aber konsequent am Kundenbedürfnis bzw. am zu lösenden Kundenproblem ausrichten, sind wir in einer ungleich besseren Ausgangslage. Dies, weil sich grundlegende Bedürfnisse und Kundenprobleme weit weniger rasch ändern als Produkte und Technologien, die zu deren Lösung verwendet werden. So ist beispielsweise das menschliche Grundbedürfnis „Musik hören“ bzw. „Musik geniessen“ schon sehr alt. Im Laufe der Zeit hat sich dieses Grundbedürfnis selbst nicht geändert, sondern nur die Lösungen, wie wir dieses Grundbedürfnis befriedigen können. Vor der Erfindung des Grammophons 1887 musste man an ein Livekonzert gehen, um Musik hören zu können. Danach konnte man während fast 100 Jahren jederzeit konservierte Musik von Schallplatten geniessen, Anfang der 80er Jahre wurde die CD eingeführt und heute hören wir Musik meist unter Zuhilfenahme eines MP3-Players oder als Livestream aus dem Internet auf dem Computer oder einem anderen digitalen Endgerät. Im Laufe der technischen Entwicklung zum Grundbedürfnis „Musik hören“ sind einige Unternehmen, deren Strategie nur auf Produkte oder Technologien ausgerichtet waren, vom Markt verschwunden (z.B. Dual, aufgelöst 1982).
Die Lösung liegt also klar darin, dass wir – speziell als technologielastiges IT-KMU – unsere Unternehmensstrategie konsequent an den zu lösenden Kundenproblemen bzw. an den Bedürfnissen und Wünschen unserer Kunden ausrichten. Damit wir dies tun können, müssen wir aber erstens wissen, wer unsere Kundenzielgruppe ist. Zweitens müssen wir diese Kunden so genau kennen, dass wir deren Probleme, Bedürfnisse und Wünsche im besten Fall schon erahnen, bevor sie von den Kunden selbst wahrgenommen werden. Und das gelingt uns nur, wenn wir uns intensiv mit unserer Zielgruppe beschäftigen und uns in sie, ihr Umfeld und ihre täglichen Probleme hinein versetzen.
Die Tatsache, dass wir als IT-KMU in einer technisch sich sehr schnell verändernden Branche aktiv sind, entbindet uns also nicht davon, unsere strategischen Hausaufgaben ordentlich zu machen. Im Gegenteil, die Strategie spielt sogar eine noch wichtigere Rolle als in stabilen oder sich nur langsam verändernden Märkten. Allerdings müssen wir lernen, weg von der Technik zu denken, hin zu Grundbedürfnissen, Problemlösungen und grundlegenden Wünschen unserer Zielgruppe.