Es steht ausser Zweifel, SaaS und Cloud-Computing werden die Unternehmensstrategien von Business Software-Anbietern entscheidend verändern. Damit denke ich primär an die strategischen Veränderungen, die aufgrund des hohen Nutzenpotentials von SaaS ihren Weg finden werden.
«Kundennutzen» ist King
Eine gute und erfolgsversprechende Strategie zeichnet sich durch eine konsequente Nutzenorientierung aus. Nur was dem Kunden (messbar und gefühlt) etwas bringt (Kostenreduktion, Effizienzsteigerung, Umsatzwachstum, Investitionssicherheit, Vertrauen, Macht, Ansehen, usw.), hat im heutigen kompetitiven Markt eine langfristige Überlebenschance. Assistiert von einer Strategie der Alleinstellung und durch klare Abgrenzung vom Wettbewerb ist die Nutzenorientierung auf vom Kunden selbst wahrgenommene Engpässe der Königsweg in der Geschäftsentwicklung und damit das strategische Konzept der Stunde.
Nutzen(potentiale) von SaaS
Neben zweifellos auch einigen Risiken birgt SaaS dennoch gewaltige Nutzenpotentiale, welche mittel- bis langfristig die Chance eines «IT-Tornados» aufweisen:
«Pay per Use»: Der Software-Kunde wird künftig vermehrt nur für die Leistungen (bzw. Bereitstellung von Nutzen) bezahlen müssen, die er effektiv benötigt. Dies wird zu tieferen Gesamtkosten und höherer Kostentransparenz beim Betrieb von Business-Software führen. Der Software-Anbieter wird dies seinerseits durch Kosteneinsparungen und durch eine höhere Marktdurchdringung kompensieren müssen.
Geringe Anfangsinvestitionen und liquiditätsschonend: In welchen Unternehmen werden heute Geschäftsfahrzeuge oder grosse Maschinen noch gekauft? Leasing und damit die kontrollierte, vorherplanbare und liquiditätsschonende Verteilung einer grossen Investition hat sich erfolgreich durchgesetzt. Das gleiche wird für Software-Investitionen gelten.
Entlastung von IT-Aufgaben: Kombiniert mit Platform und Infrastructure as a Service entlastet SaaS den Kunden wesentlich von IT-Aufgaben, so dass sich dieser ertragsbringender auf sein Kerngeschäft konzentrieren und fokussieren kann. Als Konsequenz werden die Software-Anbieter mit anderen IT-Unternehmen kooperieren oder selbst entsprechende Geschäftsfelder aufbauen müssen.
Geringere Abhängigkeit vom Software-Anbieter: SaaS-Kunden sind grundsätzlich weniger abhängig von ihrem Software-Anbieter. Sie mussten keine softwarebezogenen Hardware- und Infrastruktur-Investitionen tätigen, ihre SaaS-Lösung ist in aller Regel stärker standardisiert und die Daten lassen sich bei den meisten Lösungen einfacher aus dem System exportieren und in einer anderen Lösung weiter verwenden.
Höhere Software-Qualität: Experten sind sich einig, dass Business-Software im SaaS-Modell betrieben qualitativ besser und weniger fehlerbehaftet sein muss. Dies hängt sicher mit dem vorgenannten Nutzenfaktor „geringe Abhängigkeit“ zusammen, aber auch damit, dass Benutzer bei online verwendeter Software ganz generell weniger fehlertolerant sind als bei ihrer Software auf dem persönlichen Rechner. Hinzu kommt die ständige Vernetzung über Social Media, wo sich Unzufriedenheit (wie natürlich auch Zufriedenheit) rasend schnell verbreitet und dem Image des Software-Anbieters massiv schaden kann. In seinem eigenen Interesse wird das Software-Unternehmen daher alles unternehmen, um die Qualität der Lösung hoch zu halten.
Software stets up-to-date: Als Anwender von SaaS-Lösungen kann ich mich darauf verlassen, dass ich stets die aktuellste Version der Software nutze, denn darum kümmert sich mein Software-Anbieter.
Auswirkungen auf die Strategie und das Geschäftsmodell
SaaS hat strategische Auswirkungen auf drei Ebenen:
Eintritt neuer Player in den Software-Markt: Es treten neue Mitbewerber in den Software-Markt ein, an die niemals gedacht wurde. Oft verfügen diese über komplett andere Geschäftsmodelle und lösen die Grundprobleme der Softwarekunden spezifischer und umfassender. Es entsteht damit eine neue Konkurrenz-Kategorie, die es ernst zu nehmen gilt. Gutes Beispiel ist das Unternehmen RUN MY ACCOUNTS, welches neben einer SaaS-Finanzsoftware auch die komplette Buchführung mit anbietet.
Grundlegende Veränderung der bestehenden Geschäftsmodelle: SaaS-Lösungen werden in aller Regel periodisch in Form von «Mietgebühren» und teilweise zusätzlich in Abhängigkeit der Nutzung (pro Transaktion) in Rechnung gestellt. Es fallen damit keine einmaligen hohen Lizenzgebühren mehr an. SaaS-Anwender können grundsätzlich ohne Hilfe und direkte Betreuung durch den Software-Anbieter zu Kunden werden usw.
Technologische Auswirkungen: Um SaaS zukunftsorientiert und effizient anbieten zu können, werden Business Software-Anbieter mittel- bis langfristig auch nicht darum herum kommen, ihre Software technisch anzupassen. Betrieb im Browser, on the fly Eröffnung – aber auch Löschung – neuer Software-Instanzen auf der Infrastruktur des SaaS-Anbieters sind nur zwei Stichworte von vielen.
Fazit
Aus heutiger Sicht ist der SaaS-Druck auf Business-Software mit hohem Standardisierungspotential wie Buchhaltung, Lohnbuchhaltung, ERP und CRM etc. am grössten. Langfristig könnte sich der Trend zu SaaS aber auch darüber hinaus weiter fortsetzen. Dies hängt primär davon ab, welchen Stellenwert die Kunden den Nutzenvorteilen von SaaS-Lösungen einräumen werden.
Erfolgreich werden diejenigen Software-Anbieter sein, die sich bereits heute strategisch und proaktiv auf den Wandel vorbereiten bzw. diejenigen, die strategisch gut durchdacht auf SaaS verzichten können und wollen.