Für eine wirksame IT KMU Unternehmensstrategie braucht es klare Unternehmensziele, nach denen die Strategie konsequent ausgerichtet werden muss. Ich will in diesem Beitrag einige wichtige Dinge über Unternehmensziele darlegen, die Ziele aber zuerst in 4 Gruppen unterteilen:
- «Probleme lösen»-Ziele: Das Unternehmen konzentriert sich auf das Tagesgeschäft, lebt im Augenblick und geht opportunistisch an die Dinge heran. Man setzt sich Ziele, die die Lösung interner Probleme (interner Engpässe) zum Gegenstand haben und hat primär auf der Agenda, dass «der Schmerz möglichst bald abnehmen soll». Solche Ziele können sein: Mehr Umsatz machen, mehr Liquidität schaffen, einen Kredit zurückzahlen, abgesprungene Kunden wiedergewinnen, Qualitätsprozesse einzuführen, Verkäufer zu höherer Abschlussquote bewegen, usw. Diese Ziele sind immer rein nach innen-orientiert.
- «Tolles Unternehmen schaffen»-Ziele: Es soll ein tolles Unternehmen mit hohem Ansehen, grossem Wert und Wichtigkeit geschaffen werden. Im Gegensatz zu den «Problem lösen-Zielen» sind diese Ziele zukunftsorientiert und positiv besetzt. Sie sind aber immer noch weitgehend nach innen-orientiert und konzentrieren sich daher primär auf das Unternehmen selbst und dass es ihm gut gehen möge. Solche Ziele können sein: 25% Ebit erwirtschaften, Umsatz um 15% erhöhen, 20% wachsen, mindestens 10x pro Jahr in der Fachzeitschrift XY lobend erwähnt werden, usw.
- «Kunden weiterbringen»-Ziele: Das Unternehmen konzentriert sich jetzt auf seine Kunden und anderen Anspruchsgruppen (z.B. auch Mitarbeiter). Es setzt sich Ziele, die die Kunden in ihrer Entwicklung weiterbringen und ihnen helfen, selbst besser und erfolgreicher zu werden. Jetzt verlassen die Ziele die Innensicht und orientieren sich nach aussen. Solche Ziele können sein: Kunden sollen dank unserer Leistung 10% weniger Kosten haben, 25% mehr Umsatz generieren, gegenüber ihrem Mitbewerbern einen klaren Wettbewerbsvorteil erlangen, unsere Mitarbeiter sollen sich zu Top-Spezialisten in ihrem Fachgebiet entwickeln können, usw.
- «Die Welt retten»-Ziele: Die höchste Stufe erlangt man mit den Welt-Zielen. Es geht darum, die Welt (bzw. einen Teil davon) ein Stück besser zu machen bzw. sie zu «retten». Glaubhaften und für Mitarbeiter und Unternehmer inspirierenden Welt-Zielen liegt meist eine starke Vision des Unternehmers zugrunde. Beispiele sind etwa Steve Jobs, der den Menschen mit seinen Produkten eine vorher nie erreichte Leichtigkeit in der Bedienung und Nutzung von Technologie ermöglichen wollte. Oder Gottlieb Duttweiler, der allen Menschen den Zugang zu qualitativ guten und bezahlbaren Lebensmittel ermöglichen wollte.
In der Praxis ist es natürlich nicht so, dass ein Unternehmen bzw. ein Unternehmer bloss Ziele aus einer der oben genannten vier Kategorien verfolgt. Meistens stehen Ziele aus verschiedenen Kategorien auf der Agenda. Gefährlich ist es jedoch, wenn ein Unternehmen effektiv auf Stufe 1 stehen geblieben ist und sich nur noch mit der Lösung von Problemen und «Katastrophen» beschäftigt, bzw. sich von Tag zu Tag durchwurstelt. Auch Unternehmen, welche ihr Zielsystem bloss bis Stufe 2 pflegen, werden langfristig Probleme bekommen. Sie konzentrieren sich nur auf ihren eigenen Vorteil und lassen dabei ihre wichtigste Anspruchsgruppe – nämlich die Kunden, die ihre Rechnungen bezahlen – quasi ausser Betracht. Diese Unternehmen haben langfristig keine Überlebenschance.
Ein gutes, für Kunden, Mitarbeiter und Unternehmer inspirierendes und damit Motivation schaffendes Zielesystem, enthält mindestens Ziele der 3. Kategorie, idealerweise auch eine Vision zusammen mit einem grossen Welt-Ziel. Je spitzer und konzentrierter das Zielesystem auf die Kunden, deren brennendsten Engpässe und dahinter liegende konstante Grundbedürfnisse (sog. lösungsinvariante Kundenprobleme) ausgerichtet ist, desto mehr Energie wird frei gesetzt und kann genutzt werden. Alle Beteiligten wissen dann genau, wofür sie sich einsetzen, was der Sinn der Sache ist und wem, womit geholfen werden soll. Die Umsetzung einer darauf basierenden Strategie wird damit ungleich einfacher und lässt sich prägnant und punktgenau an alle kommunizieren.
Es ist also von grosser Bedeutung, dass wir in unserem Unternehmen klar definierte Ziele aus allen vier Kategorien erarbeiten. Erstens, weil diese Ziele den notwendigen Rahmen für die von aussen kommende Motivation und Inspiration unserer unternehmerischen Tätigkeit schaffen und zweitens, weil die einzelnen Zielekategorien aufeinander aufbauen. Damit wir mit unserem Unternehmen «die Welt verbessern können», brauchen wir zufriedene Kunden, ein gut funktionierendes tolles Unternehmen und wir müssen auch dazu in der Lage sein, unsere täglichen Probleme und Herausforderungen im Unternehmen zu meistern.
Zugegeben, es mag nicht immer einfach sein, ein Weltverbesserungsziel zu definieren. Es wird meistens auch nicht auf Anhieb gelingen, sich ein solches «aus den Fingern zu saugen». Wer sich aber über längere Zeit mit den Zielen seines Unternehmens, mit dem Sinn seiner unternehmerischen Tätigkeit und seiner Strategie intensiv befasst, wird eines Tages wie von selbst fündig werden. Er wird sehen, dass es sehr wohl möglich ist, mit seinem IT KMU einen kleinen Teil seiner Umgebung – sprich Welt – ein wenig besser machen zu können. Und, da finanzieller Erfolg eine Folge der richtigen Strategie ist, wird sich auch dieser automatisch einstellen.
(Das oben beschriebene Ziele-System ist eine Entwicklung von UNTERNEHMERCOACH STEFAN MERATH).