Sowohl Benchmarking als auch Best Practice verwenden als Vergleichsreferenz die Konkurrenz. Bei Benchmarking geht es darum, die eigene Performance an den Leistungskriterien der Mitbewerber zu messen. Damit lassen sich die eigenen Unternehmensleistungen objektiv zu denen der Konkurrenz im Gesamten bewerten. Der Best Practice-Ansatz hingegen ist umfassender. Hier werden die eigenen Leistungen wie Prozesse, Produkte und Dienstleistungen, Methoden usw. mit einer ausgewählten Gruppe von Spitzenunternehmen (bzw. den Besten der Branche) verglichen und transferiert.
Softwareunternehmen suchen mit Best Practice und Benchmarking also für sich selbst wie auch für ihre Kunden nach Musterlösungen bei Dritten. Die Konkurrenz wird damit zur Richtschnur für den eigenen Fortschritt.
Damit gehen zwei Hauptgefahren einher:
- Bei beiden Verfahren, Benchmarking wie auch Best Practice, orientiert man sich an einem «historischen Status quo». Also am Ergebnis von Entwicklungen, die die Konkurrenz bereits in der Vergangenheit umgesetzt hat und deshalb heute da steht, wo sie steht. Als Orientierender rennt man damit der Entwicklung hinter her und wird mit noch so grossen Anstrengungen die Vorbilder nie erreichen. Denn diese entwickeln sich in der Zwischenzeit auch weiter.
- Benchmarking und Best Practice verstärken zusätzlich die Tendenz zur Ähnlichkeit, zum Mittelmass und zur Austauschbarkeit innerhalb der Branche. Sie sind damit eine wesentliche Ursache für den sog. «Overkill des Normalen» wie sich der Strategieexperte Ralph Scheuss treffend ausdrückt. Die Strategielösung für Softwareanbieter im harten Wettbewerb liegt aber eben gerade nicht in der Gleichmacherei, sondern in der Differenzierung und Alleinstellung. Insofern helfen Benchmarking und Best Practice nicht weiter.
Selbstverständlich gehört ein solides Wissen über die Konkurrenz, ihre Produkte, Stärken und Schwächen, ihr Marketing und ihre Strategie zum notwendigen Rüstzeug einer wirkungsvollen Strategie- und Positionierungsentwicklung. Es steht auch ausser Frage, dass man von anderen Unternehmen viel Gutes lernen kann und auch soll. Gedankenloses Kopieren darf aber dazu nicht gehören. In diesem Sinne lautet die erfolgreiche Formel vielmehr: Benchmarking und Best Practice PLUS eigene Innovationen.