Bloss etwa 10% aller Unternehmensstrategien werden erfolgreich umgesetzt. Da könnte man in der Tat versucht sein, das Thema Strategie aufgrund seiner tiefen Realisierungswahrscheinlichkeit frustriert ad acta zu legen. Besser ist es aber, wenn man sich mit den Gründen für diese tiefe Erfolgsquote auseinandersetzt und daraus lernt. Die auch bei IT Unternehmen immer wieder zu beobachtenden Hauptgründe für fehlende Umsetzung sind:
- Ein bloss lückenhaftes Verständnis von Strategie und strategischem Management beim Unternehmer und seiner Führungscrew.
- Zu starke Ausrichtung der Strategien am Wettbewerb.
- Uneingeschränkter Vorrang des operativen Geschäfts.
- Es fehlt an der wirksamen Umwandlung der Strategie in sichtbare und messbare Resultate.
- Damit verbunden eine fehlende Entfachung eines «Feu sacré» im ganzen Unternehmen, denn eine Strategie ist immer nur so wirksam wie das Engagement der Beteiligten.
Strategieverständnis
Eine Unternehmensstrategie ist das notwendige Bindeglied zwischen den Zielen und der Vision des Unternehmers einerseits und dem operativen, auf Resultate ausgerichteten Tagesgeschäft andererseits. Sie ist also verantwortlich dafür, dass übergeordnete Unternehmensziele überhaupt in Ergebnisse umgewandelt werden können. Strategie beschäftigt sich primär mit der Fragestellung der Wettbewerbsfähigkeit, der Entwicklung und Verteidigung von Wettbewerbsvorteilen und der Schaffung von maximalem Kundennutzen. Es geht darum, neben der bestens bekannten täglichen Fach- und Tagesgeschäftsbetrachtung ein «Big Picture» des Unternehmens zu erhalten und damit auch dessen komplexen Zusammenhänge besser verstehen und steuern zu können. Strategie darf keinesfalls – wie in der Praxis oft zu beobachten – auf reine «Planung» reduziert werden und hat wenig mit Budgetierung und Jahresfinanzplanung zu tun. Dies sind in der Regel Resultate einer Unternehmensstrategie, machen aber nie ihren wahren Kern aus.
Ein weiterer häufiger Fehler ist die zu starke Ausrichtung und Konzentration einer Strategie auf den Wettbewerb statt auf die eigenen Stärken und damit verbunden die Entwicklung eigener Kernkompetenzen. Wer sich nur an der Konkurrenz orientiert, ihr nacheifert und sie kopiert, wird nie wirklich gut werden, sondern bestenfalls Mittelmass bleiben. Er wird ständig mit den Konkurrenten «kämpfen», statt herausragende Lösungen für seine Kunden zu entwickeln. Das Resultat sind dünne Margen und Kampf und jeden Auftrag.
Operatives Geschäft und Strategieumsetzung
IT KMU sind oft entstanden, weil einer oder mehrere Gründer Spass an ihrer IT Facharbeit hatten und so quasi ihr Hobby zum Beruf machen wollten. So sind die Unternehmer auch heute häufig noch intensiv in das Tagesgeschäft eingebunden und füllen selbst eine wichtige operative Funktion aus (Chef-Entwickler, Chef-Verkäufer, Chef-Projektleiter oder «Chef für alles»). Damit stehen das Tagesgeschäft und die Abarbeitung der Kundenprojekte und -aufträge klar im Vordergrund. Rein strategische Fragen kommen zu kurz, speziell, wenn sie keinen aktuellen Bezug aufweisen. Wer sich aber nur im hier und heute bewegt, verliert rasch den Blick auf das übergeordnete Ganze und hat es sehr schwer, langfristig angelegte Unternehmensziele zu erreichen. Eine wirksame Strategieumsetzung wird auf diese Weise nahezu unmöglich.
Strategie ist immer emotional
Strategie, bzw. strategisches Management hat unter anderem die wichtige Aufgabe, dem unternehmerischen Tun einen höheren Sinn als reines Gewinnstreben zu verleihen. Dieser Sinn (Vision, Mission) muss für jedes Unternehmen individuell herausgearbeitet und mit einem Fundament tragfähiger Werte abgestützt werden. Alle Mitarbeiter müssen den Sinn kennen und ihn idealerweise auch teilen. Intensive, regelmässige strategische Kommunikation und Strategiearbeit im Team bringen die notwendige Begeisterung aller Beteiligten und damit das Engagement, das Unternehmen strategische vorwärts zu entwickeln. Strategie und Strategiearbeit sind also hochemotional und müssen auch so behandelt werden. Wer dem keine Beachtung schenkt, wird für sein Unternehmen bloss einen «Papiertiger» statt einer lebendigen Strategie erschaffen.